Der Wohnungsmarkt aus Sicht eines Architekten

In diesem Betrag sprechen wir mit Kadir Özmen, Inhaber von Kölner Architekten, über die aktuelle Wohnungsmarktsituation. Unsere Beiträge zum Thema § 34 BauGB und Bebauungsplan haben wir Ihnen auch noch einmal verlinkt.

Wie bewertest du die aktuellen Preissteigerungen in Bezug auf den Neubau?

Grundsätzlich geht es nicht nur um Baustoffe, sondern um die gesamte Baubranche. Wir haben auch Knappheit an Facharbeitern und Fachingenieuren. Damit sind nicht nur Akademiker gemeint, sondern auch Handwerker. Es hängt alles zusammen. Denn dieses Problem werden wir auch nicht lösen, wenn wir jetzt mehr Baustoffe zur Verfügung bekommen. Das heißt, ich glaube die Preissteigerung wird weiter so anhalten wie bisher.

Viele Bauherren, die ich kenne sind sich allerdings unsicher ob sie nun bauen sollen oder lieber noch etwas abwarten sollen. Diese Leute haben eine Genehmigung, hoffen aber darauf, dass es in naher Zukunft wieder günstiger wird.

Welche Tipps hast du für Bauherren, gerade mit den stark steigenden Kosten?

Bringen Sie Zeit mit. Das ist ein wichtiger Faktor. Es herrscht wirklich eine Knappheit an vielen Stellen und Sie werden einige Zeit damit verbringen auf verschiedene Dienstleister zu warten. In manchen Fällen kann es sein, dass Dienstleister ein Angebot in Ihrem zeitlichen Rahmen machen, was dann aber in der Regel um einiges teurer ist, als der normale Preis.

Schreiben Sie einfach so viele Unternehmen an wie möglich. Anfangen würde ich bei Unternehmen, die man vielleicht schon über Bekannte kennt.

Wo siehst du denn konkret Verbesserungspotenzial im Wohnungsmarkt?

Da gibt es mehrere Anhaltspunkte, an denen ich mich orientieren würde.

Zum einen müssen wir deutlich mehr bauen. Aber klar, das ist leichter gesagt als getan. Das Problem hierbei ist primär der Fachkräftemangel.

Zum anderen sind es aber auch veraltete Bauvorschriften, die die Bauprozesse verlangsamen, die ich dafür verantwortlich machen würde.

Die Mehrheit der Bebauungspläne, mit denen wir heute arbeiten, stammt aus den 1960er und 1970er Jahren. In dieser Zeit herrschte aber keine Wohnungsknappheit. Und deshalb sind diese Bebauungspläne nicht mehr zeitgemäß.

Und aufgrund dieser Bebauungspläne werden Urteile gefällt, die nicht zur Entlastung des Wohnungsmarktes beitragen.

Ein weiterer Punkt ist, dass Grundstücke, vor allen in Ballungszentren, fehlen. Es müssten deutlich mehr Grundstücke freigegeben werden. Die Argumentation der Gegenseite ist meist „wir wollen gesund wachsen“. Aber meiner Meinung nach ist an der aktuellen Situation gar nichts gesund. Natürlich sollte ökologisch und energetisch bebaut werden aber meines Erachtens nach sind wir aktuell nicht in einer Situation in der wir uns diesen Luxus erlauben können. Denn vor allem bei Aufstockungsmaßnahmen, die hier in Köln wirklich enormes Potenzial hätten, wird man als Bauherr und Investor durch die Vielzahl an Auflagen wirklich stark gebremst.

Neues Baurecht zu schaffen, vor allem auf landwirtschaftlichen Flächen ist ein enormer Prozess. Das macht kein privater Bauherr. 

Es gibt natürlich noch viele weitere Faktoren, aber ich denke, das sind die, die es am Ende wirklich ausmachen.

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